Tödliches Riff by Patrick O'Brian

Tödliches Riff by Patrick O'Brian

Autor:Patrick O'Brian [Patrick O'Brian]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-8437-0886-9
Herausgeber: Ullstein
veröffentlicht: 2015-07-30T16:00:00+00:00


SECHSTES KAPITEL

ES STIMMTE: Kaum war Fox zwei Tage lang in Lebensart, Klima, Essen, Sprachen, Gesichter, Mimik und Höflichkeitsrituale des Orients eingetaucht, war er ein anderer, ein angenehmerer Mensch.

Während die Diane in Anjer alle Wasserfässer bis auf ein halbes Dutzend in der untersten Lage wiederauffüllte und Holz, Proviant, Vieh, Arrak und Tabak übernahm, dazu Flußwasser, um endlich das Salz aus ihren rauhen, kratzigen Kleidern zu waschen, nahm er Jack und Stephen nach Buitenzorg mit, der Landresidenz des Gouverneurs, und stellte sie Stamford Raffles vor.

Fox war stolz auf Raffles, was durchaus verständlich war, erwies sich der Gouverneur doch als ein ausnehmend gebildeter und liebenswürdiger Mann, und beide bemerkten, wie sie ihre Meinung über Fox änderten, als sie sahen, wie sehr der Gouverneur ihn schätzte. Raffles lud sie sofort zum Bleiben ein, beklagte das Festdiner im großen Kreis, das sie am Nachmittag würden über sich ergehen lassen müssen, versprach ihnen aber, daß sie beim Souper unter sich sein würden, und bemerkte, Dr. Maturin würde zwischen den Mahlzeiten vielleicht gern etwas von seinem Garten und seinen Sammlungen sehen wollen. »Denn wenn ich nicht irre, Sir, sind Sie der Gentleman, dem wir Testudo aubreii zu verdanken haben. Ach du meine Güte, und wenn ich es nun recht bedenke, dann ist der Kapitän möglicherweise der Namensvetter dieses prachtvollen Reptils? Was für eine Freude, zwei so berühmte Namen an einem Tag unter unserem Dach begrüßen zu dürfen! Olivia, meine Liebe …« Doch bevor Mrs. Raffles von ihrem Glück erfahren konnte, trafen dringende dienstliche Botschaften für den Gouverneur ein, die noch vor dem Essen seine Aufmerksamkeit verlangten, und die Besucher wurden auf ihre Zimmer gebracht.

Das Diner war in der Tat eine sehr festliche Angelegenheit: Die Gäste saßen genau nach der Rangordnung an der Tafel, denn in Fragen der Hierarchie waren die Javaner und Malaien noch eigener als die Europäer. Der Sultan von Suakarta saß zur Rechten des Gouverneurs, dann kamen zwei Generalmajore, dann Jack, der ranghöchste anwesende Marineoffizier, und viel weiter unten saß Stephen zwischen dem Kapitän eines kürzlich eingetroffenen Indienfahrers und einem Verwaltungsbeamten. Fox am anderen Ende der Tafel saß zur Rechten von Mrs. Raffles. Stephens Tischnachbarn hatten sich angeregt unterhalten, als sie hereingekommen waren, und während sie Platz nahmen, wandte sich der Beamte rechts von Stephen ihm mit den Worten zu: »Gerade sagte ich zu meinem Vetter hier, daß er sich wegen der Nachrichten aus London nicht den Kopf zerbrechen sollte. Neuigkeiten dieser Art werden mit wachsender Entfernung immer schlimmer, meinen Sie nicht auch, Sir?«

»Gewiß ist die Wahrheit immer schwer zu erfahren, ob von nah oder von fern«, erwiderte Stephen. »Aber weswegen soll sich der Gentleman keine Sorgen machen? Heißt es, London sei erneut ein Opfer der Flammen geworden oder die Pest sei wieder ausgebrochen? Diese Dinge hätte er doch sicher vor seiner Abreise bemerkt – er selbst hätte dann die Nachricht überbracht.«

»Nun, Sir«, sagte der Seemann, »die Leute hier reden alle über die großen Verluste an der Londoner Börse. Die Staatsanleihen fallen ins Bodenlose, und wo man nur hinschaut, brechen die Bankhäuser zusammen, besonders auf dem Lande.



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